Nun ist es endlich soweit. Jetzt kann ich über unser Zuchtgeschehen berichten und nicht nur darüber nachdenken oder fachsimpeln. Und so werde ich in den nächsten Wochen versuchen in Abständen zu berichten, was hier im Hause Luthardt so abgeht.
Der 03. Mai 2017 verläuft noch recht ruhig, Irmel zieht sich gern in die obere Etage zurück, liegt meistens in der Küche in ihrem Bettchen, während wir oft allein im eigens für sie hergerichteten Wurfzimmer sitzen. Sie muss viel raus, setzt immer wieder kleine Mengen Kot ab, schaut nach ihren angefangenen Wurfhöhlen im Garten. Da es aber regnet, geht sie auch schnell wieder mit ins Haus. Am frühen Abend zieht sie dann plötzlich doch das Wurfzimmer als Aufenthaltsort vor. Alle 20 Minuten muss sie in den Garten, immer wieder kleine Mengen Kot und Pippi machen, schnell wieder rein.
Gegen 23.45Uhr bekommt sie die ersten Presswehen. Kurz vor halb eins ist es dann soweit, ich sehe den ersten Welpen am Ausgang, noch schön eingepackt in seiner Hülle, kleine rosa Füßchen bewegen sich darin. Nicht lange danach ist er ganz da. Irmel beginnt sofort damit das Kleine zu lecken, sich um die Nabelschnur und die Nachgeburt zu kümmern. Ich helfe beim Auspacken und zerreiße die Hülle, Irmelchen leckt die Nase frei, noch schreit es nicht, ich packe es ins Handtuch und rubbel es durch, noch nichts. Im Handtuch zwei-drei Achterbahn-Abfahrten, immer noch kein Quäken, nur Schnorcheln. Nun lasse ich ihm ganz kurz kaltes Wasser über den Nacken laufen, rubbel ihn gleich wieder trocken – da ist es, das erste Fiepsen. Gott sei Dank! Ein Mädchen! Die kleine Lady muss sofort eine ausgiebige Putz-Prozedur ihrer Mutter über sich ergehen lassen, dass sie mir schon fast leid tut. Sie ist pitschenass geschlabbert und jeder Versuch sie wieder trocken zu machen, scheitert kläglich.
Ich wecke unsere Tochter, dass sie bei der Geburt des nächsten Welpen dabei sein kann.
Es kommen schon bald die nächsten Presswehen und kurz vor halb zwei kommt das zweite Fräulein zur Welt. Kaum dass dieses trockengelegt ist, will 20 Minuten später ein kleiner Junge wissen wie es hier draußen zugeht. Nach einer weiteren Stunde – erneut ein Mädchen, eine ganz Zarte.
Es folgen immer wieder kurze Presswehen, dann längere Pausen. Aber es scheint nicht mehr vorwärts zu gehen. Dafür sind die Presswehen auch zu schwach. Gegen 6.00Uhr spreche ich mit dem Tierarzt. Wir müssen gleich losfahren. Er macht ein Röntgenbild und sieht noch einen Welpen, der mit Kaiserschnitt geholt werden muss. Der Kleine Rüde ist leider tot. Doch wir sind einfach nur froh, dass unsere Irmel eine Stunde später wieder wach wird und sofort nach ihren Babys sucht.
Völlig erschöpft fahren wir nach Hause, bringen Ordnung ins Babyzimmer, versuchen unseren Karlos etwas zu beruhigen, bieten unseren Mägen schnell ein bisschen Arbeit an und können jetzt mal an ein Mützchen Schlaf denken, aber nur ein kleines.
Die frisch gebackene Mama und ihre Welpen werden ständig überwacht, dass ja nichts passiert und die Kleinen auch schön trinken. Eine anstrengende Nacht und ein ebensolcher Tag gehen zu Ende. Auch die nächste Nacht im Wurfzimmer ist nicht wirklich erholsam, aber egal, es soll ja jetzt nicht noch etwas schief gehen.
Die Geburt unseres A- Wurfes war etwas Wundervolles, Riesiges und Unvorstellbares, wenn auch der Wermutstropfen bleibt, dass der letzte kleine Rüde tot war und Irmel einen Kaiserschnitt brauchte.
Wir sind erleichtert und glücklich, dass sie das alles gut überstanden hat. Nur das ist wichtig!
Inzwischen ist Tag 4 nach der Geburt. Unsere Babys haben sich zu richtigen Wonneproppen entwickelt. Sie haben zwischen 280g und 350g zugenommen. Sie hängen aber auch ständig an der Milchbar rum und da das Angebot nur durch vier geteilt wird, ist halt auch genug vorhanden. Irmel wird ihrer Mutterrolle voll und ganz gerecht und kümmert sich rührend, auch wenn man ihr manchmal ansieht, dass sie ganz schön geschafft ist. Ich verbringe immer noch fast die ganze Zeit bei ihr im Wurfzimmer, die Nächte sowieso.
Wurfbox sowie Wurfzimmer säubern, Waschmaschine, Trockner bzw. Wäscheleine bestücken, Futter bereiten, Fieber messen, Wiegen, Fotos, Videos und Notizen machen stehen mehrmals täglich auf dem Programm. Und manchmal einfach nur das Erlebnis, auf das ich mich so lange gefreut habe, genießen.
Da es ja unser erster Wurf ist, war heute schon mal die Zuchtwartin da um zu sehen ob alles in Ordnung ist. Es gab nichts zu beanstanden!
Tag 7 – Die erste Woche ist nun schon vorüber. Wie doch die Zeit vergeht.
Die Welpen haben allesamt ihr Geburtsgewicht verdoppelt. Unsere Kleine Wuchtbrumme, Hündin 1, hat gestern schon die Kilomarke geknackt, der Rüde hat heute nachgezogen, Hündin 2 wird es wahrscheinlich morgen schaffen. Und unser kleines Nesthäkchen braucht wohl noch zwei vielleicht auch drei Tage.
Irmel legt sich jetzt schon ab und an mal außerhalb der Wurfbox zum Schlafen nieder. Offensichtlich braucht sie zwischendurch das freie Liegen oder einfach nur ihre Ruhe.
Die schwarzen Fleckchen auf den Babynasen nehmen täglich zu. Gestern habe ich zum ersten mal die kleinen spitzen Krallen geschnitten, ich hatte es mir schwieriger vorgestellt.
Tag 11 – Der Wahnsinn! Aus den Zwergen sind inzwischen richtig propper Kerlchen geworden, die alle ihr Geburtsgewicht mehr als verdreifacht haben. Die Kämpfe um die besten Plätze an der Milchbar werden immer härter, da wird gnadenlos gedrängelt und geschoben, bis man das hat, was man will. Nicht selten zieht dann unser Nesthäkchen den Kürzeren, sie ist halt die Kleinste, auch wenn man den Unterschied auf Anhieb gar nicht mehr erkennt. Sie wiegt inzwischen fast vier mal so viel wie zu ihrer Geburt und dennoch fehlen ihr im Schnitt 250g zu den anderen. Und so helfe ich manchmal nach und verschaffe ihr einen Einzeltermin.
Seit zwei Tagen öffnen sich nun langsam die Äuglein und immer öfter sieht man Versuche auch die Hinterbeinchen mit einzusetzen.
Es ist einfach nur schön jeden Tag zu verfolgen was sich so verändert, jeden kleinen Fortschritt mit zu erleben ist großartig.
Unsere Irmel wurden am 9.Tag die Fäden gezogen, zwar ist immer noch ein kleines Löchlein in der Narbe aber mit der Salbe vom Tierarzt scheint die Heilung gut voranzuschreiten. Sie ruht jetzt schon viel außerhalb des Wurfzimmers, ist aber sofort zur Stelle wenn eines der Babys jämmerlich schreit bzw. wenn die nächste Fütterung ansteht. Auch Karlos schaut bei Unruhe in der Wurfbox gleich nach dem Rechten. Ihm wurde schon ein Tag nach der Geburt das Betreten des Wurfzimmers gestattet.
Ich schlafe immer noch im Welpenzimmer. Ich würde höchstwahrscheinlich sowieso kein Auge zu machen, wenn ich nicht wüsste was dort des nachts abgeht. Dafür hat sich unsere Irmel letzte Nacht eine kurze Auszeit genommen und drei Stunden an ihrem gewohnten Platz bei uns im Schlafzimmer geschlafen. Ich gönne es ihr!
Tag 22 – Die Zeit vergeht wie im Flug. Ein Tag scheint eindeutig zu wenig Stunden zu haben. Aus unseren Welpen sind richtige kleine Hunde geworden, die auf ihren kurzen Beinchen durch’s Wurfzimmer marschieren, manchmal noch etwas wackelig aber jeden Tag sicherer. Seit die Äugchen offen sind und die Sehfähigkeit zunimmt, haben die kleinen Gesichter Ausdruck und die Zwerge werden immer süßer. Inzwischen versucht man schon kleine Rangeleien mit den Geschwistern anzufangen und miteinander zu spielen, zu heulen wie ein großer Wolf oder zu knurren als wäre man der gefährlichste Hund der Welt. Die ersten Beißerchen im Oberkiefer sind auch schon durch und damit ist wohl die schmerzfreie Zeit bald vorbei.
Vom Tag 15 bis 17 haben sie ihre erste Wurmkur bekommen und sie ganz gut weggesteckt.
Irmel versucht sich so oft es geht abzuseilen, sie scheint ganz schön geschafft zu sein und schläft viel. Oft schaut sie nur ganz heimlich und vorsichtig um den Türpfosten nach dem Rechten, so dass die Kleinen sie auch ja nicht mitbekommen. Erstaunlich was da eine Hündin leistet, welche die doppelte Anzahl Welpen oder noch mehr aufzieht, auch wenn der Züchter dann bei der Fütterung hilft.
Das ursprünglich aalglatte Fell hat inzwischen vom Kopf her Wellen bekommen und so werden aus den winzigen, blinden, gehörlosen Würmchen richtige kleine Berner, die jetzt schon im Durchschnitt 2400g wiegen. Einfach nur zum Knuddeln !!!!
In der Wurfbox sind sie nur noch nachts oder tagsüber beim Saubermachen. Ansonsten können sie das Wurfzimmer komplett in Anspruch nehmen und haben heute auch schon einen Ausflug in den Hausflur unternommen.
Außerdem durften die Vier heute das erste mal Welpenmilch aus dem Schälchen und nicht aus Irmel’s Zitzen kosten. Alle vier haben nach ein paar Sekunden gecheckt, dass das Zeug auch nicht schlecht ist und wie das Schlabbern aus dem Schüsselchen funktioniert.
Tag 50 – Inzwischen ist unser A-Wurf schon sieben Wochen alt. Ich weiß gar nicht wo die letzten vier Wochen geblieben sind. Eigentlich wollte ich mich hier alle 1 bis 2 Wochen zu Wort melden, irgendwie hat es nicht funktioniert und aus unseren kleinen unbeholfenen Babys sind richtige Racker geworden, die ganz genau wissen was sie wollen. Zwar wird immer noch viel geschlafen, vorallem an den derzeit heißen Tagen, doch sind die Wach- und Spielphasen länger und es geht ordentlich zur Sache. Da wird gekämpft, gezerrt, gefangen, gerempelt und gebissen was das Zeug hält bzw. der Gegner quikst. Karlos fangen macht besonders viel Spaß weil der so schön mitspielt und immer ausreißt. Die Chance den Rackern zu entkommen, wird für unseren Opa mit seinen Gebrechen jeden Tag geringer und so zieht er sich überwiegend in die obere Etage zurück.
Am 22.Tag hatten wir ja mit Zufüttern begonnen. Erst Welpenmilch, später Haferbrei, rohes und gekochtes Fleisch, Trockenfutter, Flocken und Dosenfleisch, so dass unsere Welpen abwechslungsreich ernährt werden und an alle Futterarten gewöhnt sind.
Bis auf unsere Kleine wiegen alle schon mehr als 7kg, unserem Nesthäkchen fehlen noch 400g.
Die vierte Woche war geprägt von vielen Neuerungen. Und so gab es nicht nur andere Geschmackserlebnisse sondern war es auch an der Zeit den Garten zu erkunden. Anfangs war ihnen die fremde Umgebung nicht so geheuer, doch nach dem dritten Ausflug wollten sie nicht mehr nach drinnen, bietet doch der Garten nicht nur mehr Platz sondern auch andere Spielmöglichkeiten. Da das Wetter so schön mitspielt, können sich unsere Babys von morgens bis abends frei zwischen Wurfzimmer und Garten bewegen. Nur zur Nacht kommen sie wieder in ihr Babyzimmer.
Ebenfalls seit der vierten Woche dürfen Neugierige und Interessenten unsere Rasselbande besuchen und mit ihnen spielen.
Nach zwei, vier und sechs Wochen wurden die Vier entwurmt und zeigten keinerlei Nebenwirkungen oder Reaktionen, außer dass ihnen dieses Zeug überhaupt nicht schmeckte.
Tag 80 – Nun sind schon mehr als elf Wochen seit der Geburt unseres A-Wurfes vergangen, zwei unserer Babys, Asco und Amy, haben das Rudel schon verlassen und haben sich in ihrem neuen Zuhause gut eingelebt. Alina, Lilly genannt, wird nach vollendeter 12. Woche zu ihrer neuen Familie ziehen und Anni, unsere Kleine, bleibt bei uns.
Die Zeit verging unheimlich schnell und ich bin ein bisschen traurig, dass alles schon wieder vorbei ist. Hat es doch dreieinhalb Jahre gedauert bis wir überhaupt so weit waren.
Bis zum heutigen Tag schlafe ich noch im Wurfzimmer und habe so die Möglichkeit mit den Kleinen zu gegebener Zeit nach draußen zu gehen und hoffe damit die Stubenreinheit so weit es geht voran zu treiben. Ansonsten stehen im Bereich des Hauses, in dem sich die Babys aufhalten, Hundetoiletten bereit, welche die Kleinen sehr gern und fleißig annehmen. Ein guter Tip unserer Zuchtwartin.
Die letzten vier Wochen waren von vielen neuen Eindrücken geprägt. Der Außenbereich wurde täglich um die große Wiese hinterm Haus mit angrenzenden Fluss erweitert. Hier können die Bärlis große Runden flitzen, mit Mama oder miteinander Fangen spielen, dem großen Wasser zuschauen wie es dahin fließt oder die Umgebung beobachten bzw. die angrenzenden Nachbarn begrüßen. An langer Leine wurde der Garten vorm Haus bis zur Anliegerstraße erkundet. Auch das Auto kennenzulernen war notwendig, mussten wir doch mit vollendeter achten Woche zum Impfen, Chipen und erstem Checkup beim Tierarzt antreten. Bis auf die Tatsache, dass sich Anni und Asco während der Fahrt zum Doc erbrachen, verlief sonst alles reibungslos.
Vier Tage später kam dann unsere Zuchtwartin zur Wurfabnahme. Jetzt war ich diejenige die etwas aufgeregt war, obwohl ja schon die Tierärztin mit unseren Babys völlig zufrieden war. Lediglich ein kleiner Nabelbruch bei Amy wurde festgestellt. Ansonsten alles prima!!!
Tag 89 – Fast 13 Wochen sind unsere A-Bärlis nun alt und seit dem Wochenende kehrt langsam wieder etwas Normalität im Hause Luthardt ein. Alina (Lilly) ist am Samstag zu ihrer neuen Familie gezogen und uns bleibt, Gott sei Dank, nicht nur die Erinnerung an diese aufregende Zeit sondern auch unser Nesthäkchen Anni. Sie sorgt dafür, dass es nicht gleich wieder zu ruhig bei uns wird und hält uns alle weiterhin ein bisschen auf Trab. Schließlich muss auch sie auf das weitere Leben vorbereitet werden und noch sehr viel lernen.
Wir haben in den letzten Wochen unsere Babys an sehr viel Geräusche und Dinge des täglichen Lebens herangeführt und hoffen damit schon mal den Grundstein gelegt zu haben. Mit Situationen in Haus und Haushalt wurden sie ständig konfrontiert, Werkzeuge und Maschinen bis hin zu Kreissäge und Rasenmäher kamen zum Einsatz. Die Eisenbahn fährt stündlich an unserem Grundstück vorbei und stößt dabei einen furchtbaren Schrei aus, der anfangs doch etwas für Verwirrung sorgte, zum Schluss aber für keinen der Welpen mehr ein Problem darstellte.
Trotzdem muss nun jeder sein Baby auf sein individuelles Leben prägen und erziehen, wobei wir uns sicher sind, dass alle neuen Frauchen und Herrchen dies meistern werden.
Obwohl es meine größte Angst war, nicht die richtigen Besitzer für unsere Kleinen zu finden, sind wir, und so glaube ich, auch unsere Berner-Babys mit der Auswahl sehr zufrieden.
Die Babys haben sich alle schnell und ohne Probleme in ihrem neuen Wirkungskreis eingelebt und sorgten bisher durchweg für gute Rückmeldungen. Das macht uns stolz und glücklich. Und somit ist die Trauer über den Auszug unserer Schätzchen schnell verflogen und wir freuen uns riesig über Fotos und Berichte jeglicher Art. Außerdem sind wir uns sicher, dass wir sie alle ab und an mal wiedersehen werden.
Das Abenteuer „Erste eigene Berner-Babys“ ist zu Ende und sorgte bei mir für ein Wechselbad der Gefühle.
Das großartige Gefühl während der Stunden der Geburt, gefolgt von Angst währen des Kaiserschnitts und dem Kummer wegen der schlecht heilenden Wunde nach der OP, Freude , Staunen und Bewunderung über die rasanten Fortschritte, die die Kleinen in den folgenden Tagen und Wochen machten, wieder Kummer und Sorgen weil Irmel in der fünften Woche eine Gesäugeentzündung bekam.
Es gab Sachen die ich mir viel schwieriger vorgestellt habe und welche die mich unerwartet fast umgehauen haben. Aber so ist es halt im Leben, manchmal kommt es einfach anders als man denkt.
Doch bei allem was kam, haben mir die schönen Momente, der Spaß und das Glück dies erleben zu dürfen die Kraft gegeben auch die Probleme zu überstehen.
Und dann hatte ich ja auch die volle Unterstützung meiner Familie ohne die das alles gar nicht möglich gewesen wäre und die vielen Telefonate mit befreundeten Züchtern, deren Rat ich oftmals gebraucht und gern angenommen habe.